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Tötet das Anhalten des Atems Gehirnzellen?

Das Anhalten des Atems ist eine uralte Praxis, die tief in der menschlichen Geschichte verwurzelt ist. Von den frühen Perlentauchern Japans, bekannt als Ama, bis hin zu den heutigen Wettkampftauchern im Apnoetauchen; von Kindern, die Atemwettbewerbe im Schwimmbad spielen, bis hin zu Yogis, die Pranayama (Atemkontrolle) in der Meditation meistern; der Akt, unsere Ein- und Ausatmung bewusst zu pausieren, hat in vielfältige menschliche Aktivitäten Einzug gehalten.

Doch mit der steigenden Beliebtheit in Sport und Wellness wachsen auch die Bedenken. Eine solche Sorge ist die Frage: „Schadet das Anhalten des Atems unseren Gehirnzellen?“

Der Sauerstoffbedarf des Gehirns

Das Gehirn ist ein erstaunliches Organ, das etwa 2 % unseres Körpergewichts ausmacht, aber fast 20 % unserer Sauerstoffversorgung verbraucht. Dieser unverhältnismäßige Bedarf an Sauerstoff liegt in der Rolle des Gehirns als Steuerzentrale des Körpers. Neuronen, die Hauptzellen des Gehirns, sind auf eine konstante Zufuhr von Sauerstoff angewiesen, um Energie zu produzieren und ihre Funktion aufrechtzuerhalten.

Blut, das vom Herzen gepumpt wird, transportiert sauerstoffreiche rote Blutkörperchen über die Arterien zum Gehirn. Dort diffundiert der Sauerstoff aus den Blutgefäßen in die interstitielle Flüssigkeit um die Gehirnzellen herum, sodass diese Zellen Energie erzeugen können.

Das effiziente Funktionieren und sogar das Überleben dieser Zellen hängt von diesem kontinuierlichen Prozess ab. Ohne Sauerstoff können Neuronen beeinträchtigt werden und in extremen Fällen innerhalb weniger Minuten zu sterben beginnen.

Was passiert, wenn wir den Atem anhalten?

Das Anhalten des Atems, wissenschaftlich als Apnoe bekannt, löst eine faszinierende Reihe physiologischer Reaktionen aus. Zunächst funktioniert der Körper weiterhin normal und verlässt sich auf den bereits im Blut und in den Muskeln vorhandenen Sauerstoff.

Mit der Zeit, ohne einen frischen Atemzug, beginnen jedoch die Kohlendioxid (CO2)-Werte im Blut zu steigen. Der Körper erkennt erhöhte CO2-Werte als ein Zeichen dafür, dass er atmen muss.

Hier kommt der Tauchreflex der Säugetiere ins Spiel. Dies ist eine alte Anpassung, die bei Meeressäugern wie Robben und Delfinen, aber auch beim Menschen beobachtet wird.

Wenn unser Gesicht in kaltes Wasser getaucht wird (obwohl der Effekt auch außerhalb des Wassers eintreten kann), setzt dieser Reflex ein, wodurch die Herzfrequenz verlangsamt und periphere Blutgefäße verengt werden. Dieser Prozess priorisiert die Versorgung lebenswichtiger Organe wie Gehirn und Herz mit Sauerstoff.

Obwohl der Tauchreflex der Säugetiere hilft, während des Atemanhaltens Sauerstoff zu sparen, ist er keine langfristige Lösung. Wenn die Sauerstoffwerte sinken und das CO2 weiter steigt, verstärkt sich der Drang zu atmen.

Wenn man diesen Drang für eine längere Zeit unterdrückt, können die Sauerstoffwerte im Körper kritisch niedrig werden, was zu Hypoxie führt – ein Zustand, bei dem der Körper oder ein Bereich des Körpers nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Frau unter Wasser hält den Atem an

Hypoxie: Ein genauerer Blick

Hypoxie, einfach gesagt, bezeichnet einen Zustand, in dem der Körper oder bestimmte Regionen des Körpers unzureichend mit Sauerstoff versorgt werden. Es ist wie ein Auto, das versucht, ohne genügend Treibstoff zu fahren. Je nach Schweregrad und Dauer kann Hypoxie eine Reihe von physiologischen Reaktionen und potenzielle gesundheitliche Auswirkungen verursachen.

Arten von Hypoxie

Es gibt verschiedene Arten von Hypoxie:

  • Hypoxische Hypoxie: Verursacht durch eine Verringerung des Sauerstoffpartialdrucks. Dies kann in großen Höhen auftreten, wo die Sauerstoffkonzentration in der Luft geringer ist.
  • Hypämische Hypoxie: Entsteht durch eine verminderte Sauerstofftransportkapazität des Blutes. Anämie und Kohlenmonoxidvergiftung sind häufige Ursachen.
  • Stagnierende Hypoxie: Entsteht durch eine schlechte Durchblutung, die durch Herzprobleme oder verengte Blutgefäße verursacht werden kann.
  • Histotoxische Hypoxie: Tritt auf, wenn die Zellen des Körpers den zugeführten Sauerstoff nicht nutzen können, oft aufgrund von Toxinen oder bestimmten Medikamenten.

Stadien der Hypoxie

Unterschiedliche Stadien der Hypoxie können beobachtet werden, wenn die Sauerstoffwerte sinken:

  1. Kompensationsstadium: Der Körper versucht, die Sauerstoffversorgung aufrechtzuerhalten, indem er die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöht.
  2. Störungsstadium: Symptome wie Kurzatmigkeit, schneller Herzschlag und eingeschränktes Urteilsvermögen treten auf.
  3. Kritisches Stadium: In dieser Phase können schwere kognitive und motorische Funktionsstörungen, Sehprobleme und sogar Bewusstlosigkeit auftreten.
  4. Kreislaufversagen: Ein verlängertes kritisches Stadium führt letztendlich zum Kreislaufversagen und Tod.

Obwohl der Körper Mechanismen hat, um mit Hypoxie umzugehen (z. B. durch Erhöhung der Atemfrequenz oder Steigerung der Produktion roter Blutkörperchen), können chronische oder schwere Fälle schädliche Auswirkungen auf Organe haben, insbesondere auf die Neuronen.

Frau hält den Atem an

Tötet das Anhalten des Atems Neuronen?

Die große Frage: Kann das Anhalten des Atems bis zur Hypoxie Neuronen töten? Die Antwort ist nicht eindeutig.

Kurzfristige Atemanhalteübungen, wie sie von Schwimmern, Apnoetauchern oder bei bestimmten Meditationspraktiken durchgeführt werden, stellen normalerweise ein geringes Risiko für Neuronen dar. Dies gilt insbesondere, wenn sie mit richtigem Training und innerhalb vernünftiger Zeitgrenzen durchgeführt werden. Der Körper ist ziemlich widerstandsfähig und kann kurze Sauerstoffmangelperioden ohne dauerhafte Schäden bewältigen.

Langfristiges und extremes Atemanhalten kann jedoch zu einem Zustand chronischer Hypoxie führen, was eine andere Geschichte ist. Wenn Neuronen über längere Zeit von Sauerstoff abgeschnitten sind, beginnen sie abzusterben. Sobald Neuronen verloren gehen, regenerieren sie sich nicht wie andere Zellen im Körper.

Die Forschung zeigt, dass nicht das Anhalten des Atems an sich das Risiko birgt, sondern das Überschreiten der körperlichen Grenzen. Gelegentliches Atemanhalten wird das Gehirn wahrscheinlich nicht schädigen, aber ein ständiges Ausreizen der Grenzen könnte langfristig schädliche Auswirkungen haben.

Reale Szenarien: Flachwasser-Blackout und andere Gefahren

Eine der größten Gefahren im Zusammenhang mit langem Atemanhalten ist der Flachwasser-Blackout (SWB). Dies bezieht sich auf einen Bewusstseinsverlust, der durch Hypoxie verursacht wird. In der Regel fühlt sich eine Person gut und verliert dann plötzlich das Bewusstsein ohne Vorwarnung.

Dies tritt häufig beim Auftauchen nach einem tiefen Tauchgang auf, wenn ein Taucher den Atem zu lange anhält und durch Druckveränderungen die Sauerstoffwerte kritisch sinken. Es ist besonders gefährlich, da es passieren kann, ohne dass der Taucher das übliche Verlangen zu atmen verspürt.

SWB ist ein stiller Killer im Wasser und überrascht oft selbst erfahrene Schwimmer und Taucher. Das bewusstlose Individuum läuft dann Gefahr zu ertrinken, insbesondere wenn es allein ist.

Zusätzlich zu SWB kann das Überschreiten der Grenzen des Atemanhaltens zu Barotrauma, Brustschmerzen und in schweren Fällen zu Schäden an Lungen und Gehirn führen.

Die Schlussfolgerung? Auch wenn der menschliche Körper unglaublich anpassungsfähig ist und kurze Sauerstoffmangelperioden tolerieren kann, ist es wichtig, immer die Sicherheit zu priorisieren, seine Grenzen zu kennen und diese nie ohne angemessenes Training und Aufsicht zu überschreiten.

Mann hält den Atem an

Sichere Atemanhalte-Praktiken

Die Sicherheit sollte immer oberste Priorität haben, wenn man Aktivitäten ausübt, die die physiologischen Grenzen des Körpers herausfordern. Hier sind einige Richtlinien für diejenigen, die die Welt des Atemanhaltens erkunden möchten, sei es für Sport, Meditation oder persönliche Entdeckung:

  • Training in Anspruch nehmen: Wenn Sie sich für Apnoetauchen oder fortgeschrittenes Atemanhalten interessieren, sollten Sie Kurse bei zertifizierten Tauchlehrern besuchen. Diese können wertvolle Techniken, Sicherheitsvorkehrungen und persönliche Einsichten bieten.
  • Immer mit einem Partner üben: Üben Sie niemals Atemanhalteübungen, insbesondere im Wasser, ohne eine weitere Person dabei zu haben. Dies stellt sicher, dass jemand helfen oder im Notfall Hilfe holen kann.
  • Verstehen Sie Ihren Körper: Jeder hat unterschiedliche Toleranzgrenzen. Achten Sie immer auf die Signale Ihres Körpers. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, stoppen Sie sofort.
  • Vermeiden Sie es, zu sehr zu pushen: Eine schrittweise Steigerung ist der Schlüssel. Der Versuch, Ihre Atemhaltezeit in kurzer Zeit drastisch zu erhöhen, kann gefährlich sein.
  • Bleiben Sie informiert: Neue Forschungen und Erkenntnisse über Atemanhalten, Hypoxie und verwandte Themen kommen regelmäßig auf. Halten Sie sich auf dem Laufenden.

Abschließende Gedanken

Atemanhalten, in seinen vielfältigen Formen und Anwendungen, bietet eine einzigartige Möglichkeit, sich mit unserem Körper und seinen Fähigkeiten zu verbinden. Von Apnoetauchern, die in unvorstellbare Tiefen eintauchen, bis hin zu Meditierenden, die ein tiefes Gefühl der Ruhe suchen – der Akt des Atemanhaltens offenbart viel über unsere physiologische Widerstandsfähigkeit.

Die Bedenken hinsichtlich der Gehirngesundheit und das mögliche Risiko von Zellschäden erinnern uns jedoch an die feine Grenze zwischen Erkundung und Sicherheit. Wie bei jedem Unterfangen sind Wissen, Vorbereitung und Respekt vor den eigenen Grenzen entscheidend.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange kann ein durchschnittlicher Mensch den Atem anhalten?

Die meisten Menschen können ohne Training ihren Atem etwa 30 Sekunden bis 1 Minute anhalten. Mit Training kann sich dies erheblich verlängern.

Gibt es langfristige Vorteile durch Atemanhalteübungen?

Ja, wenn sie sicher durchgeführt werden. Regelmäßiges Training kann die Lungenkapazität, die CO2-Toleranz und sogar das Stressmanagement verbessern.

Können Kinder Atemanhalteübungen machen?

Obwohl Kinder natürlich Atemwettspiele im Schwimmbad spielen, ist es wichtig, sie genau zu beaufsichtigen. Sie sollten niemals dazu ermutigt werden, ihre Grenzen auszureizen, und Eltern sollten über die Risiken des Flachwasser-Blackouts informiert sein.

Besteht ein Risiko bei Meditationen, die Atemanhalten beinhalten?

Das Atemanhalten in der Meditation, in einigen Praktiken als „Kumbhaka“ bekannt, wird normalerweise in sicheren Grenzen und für kurze Zeiträume durchgeführt. Wie bei allen Praktiken sollte es jedoch mit Achtsamkeit und idealerweise unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers erfolgen.

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